Warum ich (derzeit) keine Sprungtrainingsseminare mehr anbiete

Ich habe einen Vollzeitberuf und einen Nebenjob. Außerdem habe ich Spaß mit meinem Hund auf Turnieren zu starten, bin nebenbei Richterin und gebe ab und zu Seminare. Sprungtraining ist ein wichtiges Thema für mich und ich finde, dass es eine Selbstverständlichkeit für jeden Agilitysportler sein sollte, Sprungtraining zu machen und nicht nur sauer zu reagieren, wenn der Hund eine Stange schmeißt. Bewusst gemachtes Sprungtraining vermindert die Verletzungsgefahr für den Hund, schult das Körpergefühl und entwickelt die Schnellkraft. Deswegen habe ich angefangen, Tagesseminare zu diesem Thema zu geben. Mir war bewusst, dass die Hunde erstmal Gerätefokus benötigen, bevor man sich ans Sprungtraining macht, deswegen habe ich die Teams, die zu mir aufs Seminar kamen, vorher online betreut. Nachdem Sprungtraining ein Prozess ist folgte darauf eine eine Online-Nachbetreuung, d.h. für ein Tagesseminar hatte ich 8 Wochen Betreuungszeit. Trotzdem hätte man den Prozess eigentlich noch länger betreuen müssen. So kam ich auf die Idee, das Ganze als Onlineseminar anzubieten, was für mich eine Zeit von 5 Monaten Betreuung bedeutete. Diese Zeit habe ich einfach nicht. Ich habe damals oft nachts mein Tagesgeschäft erledigen müssen. Hinzu kommt, dass natürlich hauptsächlich die Menschen, die massive Probleme haben, an solchen Seminaren interessiert sind. Diese Hunde muss man aber erstmal intensiv untersuchen (kompletter Bewegungsapparat und Augen). Hier ist meiner Erfahrung nach eigentlich niemand wirklich bereit seinen Hund komplett durchchecken zu lassen. Erst wenn man körperliche Defizite ausschließen kann man beginnen den Hund von Grund auf zu analysieren. In der Zeit des Umlernens / Neuaufbau muss der Mensch bereit sein, auf Agilityführübungen mit Sprüngen komplett zu verzichten. Das Ganze dauert monatelang. Der Hund muss immer wieder neu analysiert und die Übungen angepasst werden. Diese Zeit habe ich einfach nicht.
Als in meinem Onlineseminar das für Hunde ohne spezielle Probleme gedacht war, kleine Defizite bemerkbar wurden, habe ich für diese Leute eine extra Übung online gestellt. Aber auch hier war es den Leuten wichtiger, im normalen Training zu bleiben, als ein paar Wochen an ihrem Problem zu arbeiten.
Mir fehlt also zum einen die Zeit, die Teams umfassend zu betreuen, zum anderen habe ich immer wieder sehr frustrierende Erfahrungen machen müssen. Die Teams, die Sprungtraining neben ihrem normalen Training zur Verletzungsprophylaxe, Koordinationsschulung und Verbesserung der Schnellkraft machen könnten, sind eher nicht interessiert, da sie keine Probleme haben. Allerdings bekomme ich immer wieder Agilityvideos geschickt, über die ich „mal schnell drüber schauen und ein paar Übungen empfehlen soll“ – so funktioniert seriöse Problembehandlung bei Sprungdefiziten allerdings nicht.
Nichts für ungut 🙂
Andrea, die nun mit ihren Hunden einen schönen Spaziergang macht

Nachtrag: Natürlich gab es auch viele positive Trainingserlebnisse und ich durfte durch die Teams meinen eigenen Erfahrungsschatz noch ausbauen. Danke dafür!

WM Qualifikationen Obedience in Kindenheim

Juju und die Schleife

Letztes Wochenende nahmen wir an den ersten beiden Qualifikationsläufen zur Obedience WM teil. Knapp 50 Teams waren angereist um auf zwei Ringen ihr Können zu zeigen. Ich war gespannt, wie Juju mit der Atmosphäre und die Ablenkung durch den zweiten Ring umgehen wird. Auch sind wir noch nie 2 Tage hintereinander gestartet, was den Hunden schon viel Energie und Konzentrationsfähigkeit abverlangt.
Am Freitag legten wir noch ein kleines Training auf einem fremden Platz ein, welches nicht besonders gut lief, so stach sich Juju beispielsweise an einer kleinen versteckten Distel beim Identifizieren und wollte anschließend nicht mehr wirklich auf dem Platz laufen und suchen fand sie nach dem Erlebnis auch doof.
Wir gingen am Samstag mit Startnummer 7 und am Sonntag mit Startnummer 1 ins Rennen. Samstag war ich schon sehr beeindruckt beim Zusehen, wie toll die anderen Teams waren und wie viel Punkte doch für laienhaft perfekte Ãœbungen gezogen wurden. Umso stolzer bin ich ich, dass Juju am Samstag für die Ãœbungen, die gut geklappt haben, wirklich hohe Bewertungen bekommen habt. Leider klappte die Ãœbung 8 nicht – ich war schon erstaunt, dass Juju einfach am Kegel stehen blieb und kurzzeitig überfordert, wie ich taktisch geschickt reagiere. Dann habe ich dummerweise das Kommando „spring“ vor der Hürde weggelassen, und Juju lief vorbei – dadurch leider 0 Punkte. Dafür dienten wir natürlich als Running Gag – der Agilityhund, der nicht gesprungen ist 😉
Am zweiten Morgen mussten wir erstmal sehr lange warten, bis wir in den Ring durften – 20min standen wir aufgewärmt bereit und versuchten die Konzentration zu halten.
Juju war in meinen Augen grandios, lief nochmal richtig gut. Leider klappte eine Position im Blitz nicht und in der Box zuckte sie auf das Kommando des Stewards. Insgesamt bekamen wir in den Ãœbungen weniger Punkte als am Samstag, es reichte dadurch knapp nicht zum V: 247,5 Punkte.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf meine Juju bin: Sie hat 2 Tage toll gearbeitet und gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen. Die Veranstaltung war von den Kindenheimern großartig organisiert. Ich habe neue sehr liebe Leute kennen gelernt und Menschen treffen dürfen, die ich lange nicht mehr gesehen habe.
Einzig die Zwischenrufe des Publikums in meine laufende Prüfung hätte ich nicht gebraucht, aber so läuft es halt manchmal. Es waren zwei tolle, lange Tage und ich habe viel gelernt.
Jetzt switchen wir erstmal wieder auf Agility, da wird es einem auch nicht so schnell kalt. 😉